Sie haben sicherlich von den Kontroversen um Winnetou und deren Schöpfer Karl May gehört. Natürlich kann das romantisierte und oft ungenaues Bild der ursprunglichen Völker Nordamerikas problematisch sein – insbesondere, wenn man beispielsweise zu den Überlebenden der katholischen Internatsschulen in Kanada gehört, die für ihre brutalen, erniedrigenden „Umerziehungsprogramme“ berüchtigt sind und bei denen, wie wir in den letzten Jahren erfahren haben, sogar Kinder ermordet haben.
Aber – ist Vorstellungskraft ein Verbrechen? Sollten wir aufhören, Karl May zu lesen, und den Leserinnen und Lesern, die von ihm erdachten Welten verwehren? Wir haben uns entschieden, in diese hitzige Debatte einzusteigen – und zwar mit den stärksten
Werkzeugen, die Karl May uns hinterlassen hat: Fantasie und Erzählkunst.
Unser deutsch-tschechisch-kanadisches Kreativteam entwickelt für die Europäische
Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 das Kunstprojekt Try Walking in May’s Shoes. In Anlehnung an den Song der Band Depeche Mode sagen wir: Auch Sie können in die Fußstapfen des berühmten Erzählers aus Ernstthal bei den Erzgebirgen treten.
Der Geburtsort von Karl May ist auch für das Dröhnen seiner Motoren bekannt. Foto: Miloš Štáfek
Im Jahr 2025 reisen wir nach British Columbia, um nach 150 Jahren etwas an die Erzgebirge symbolisch "zurückzugeben“. Kanadische Künstlerinnen und Künstler werden im Karl May Art ihre eigene Vision der deutsch-tschechischen Grenzregion erschaffen. Seit einigen
Monaten sammeln wir bereits Geschichten aus den Erzgebirgen, die als gedrückte Zeitung und digitaler Katalog den kanadischen Schriftsteller/innen, Malern, Musiker/innen und Filmemachern als Inspiration dienen.
Im Herbst bringen wir die neuen Erzgebirgshelden , ihre Geschichte, Gegenstände und künstlerische Werke nach Chemnitz, Chomutov, Hohndorf und Hohenstein-Ernstthal. Sie werden diese Welten in den Schaufenstern, in der Galerie am Bahnhof von Chomutov sowie
in Theateraufführungen, Filmen, Workshops und grenzüberschreitenden Zug- und Busreisen begegnen.
Gemeinsam mit Ihnen werden wir erforschen, wie die kanadische Vorstellungskraft auf unsere Region reagiert. Dabei erinnern wir uns daran, wie Geschichten und Fantasie die Welt unterhaltsamer machen können – um dabei uns zu helfen, mehr Toleranz und
Verständnis in komplexen gesellschaftlichen Diskusionen zu bringen.
Wenn Sie der Meinung sind, dass es einen Sinn hat, die Vorstellungskraft von Karl Friedrich May wiederzubeleben, dann teilen Sie Ihre Geschichte oder Erlebnise aus der Erzgebirge mit uns oder unterstützen Sie das kreatives Schaffen durch den Kauf origineller Werke in
unserem Online-Shop.
Vielen Dank – und lang lebe die Fantasie!
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